Hallo,
fliegende Tropfen ist nur der entstehende Bildeindruck, tatsächlich handelt es sich um ein nettes Tabletop-Foto. Tischfotografie ist eine Form der Stillleben-Fotografie und, gerade bei ungemütlichem Wetter oder wenn Corona uns einschränkt, eine tolle Freizeitgestaltung. Eine Spielart ist die Arbeit mit Wassertropfen. Sie eignen sich unter anderem sehr gut als Mini-Glaskugeln und mit einem einmal eingerichteten Setup lassen sich sofort eine Vielzahl von Motiven interessant darstellen.
Mein Setup:
Schwarze Pappe als Hintergrund. Ein alter Bilderrahmen mit Glaseinsatz wird auf zwei Styropor-Klötzen oder, wie hier, auf einem Stativ und einem Klotz, gelagert. Die Träger sind mit schwarzer Pappe abgedeckt, um unnötige Reflektionen zu vermeiden. Auf die Glasscheibe habe ich eine klare Kunststofffolie gelegt. Auf ihr werde ich die Wassertropfen platzieren. Warum nicht direkt auf die Glasplatte? Ich habe es versucht, aber es hat nicht geklappt. Auf Glas verläuft jeder Tropfen sofort zu einer unansehnlichen Pfütze. Auf einer Kunststofffolie sitzt jeder Tropfen sofort. Auf größte Sauberkeit ist zu achten. Auf der Glasplatte und der Folie ist jedes Staubkorn sehr störend und muss auf dem Foto mühselig entfernt werden.
Zur Herstellung der Tropfen nutze ich eine kleine Tasse mit Leitungswasser und zwei unterschiedliche dicke Trinkhalme (Strohhalme). Einfach die Spitze des Halmes in das Wasser tunken, wobei das offene Ende nicht zugehalten wird, wie man es bei einer Pipette macht. Die Halmspitze hält ausreichend Wasser für zwei oder drei Tropfen. Einfach mit dem Halm senkrecht auf die Folie tippen und ein schöner Tropfen bleibt zurück. Sollte einmal ein Tropfen nicht gelingen, nochmals mit dem Halm eintippen und er formt sich richtig. Ganz misslungene Pfützen nicht wegwischen. Der zurückbleibende Wasserfilm stört die Erstellung eines neuen Tropfens. Die Pfütze mit dem Halm absaugen hingegen hinterlässt eine saubere Fläche und nimmt gerne einen neuen Tropfen auf. Unterschiedlich große Tropfen erstelle ich mit unterschiedlich dicken Halmen. Mehrfaches Eintippen in einen bestehenden Tropfen erzielt das gleiche Ergebnis, ist aber etwas mehr Arbeit. Außerdem besteht immer das Risiko einen schönen Tropfen unglücklich zu verformen oder zu zerstören.
Direkt unter die Fläche mit den Wassertropfen habe ich dann verschieden Motive platziert. In diesem Fall ein Glas mit Schokolinsen. Hierbei zügig arbeiten, denn irgendwie "verdunsten" die Schokolinsen. Jedenfalls wurden es mit der Zeit immer weniger. Das Motiv wird mit einem Blitz oder einem Dauerlicht ausgeleuchtet. Das Licht sollte so gesteuert werden, dass möglichst wenig in Richtung Glas angestrahlt wird. Hier soll möglichst nur das vom Motiv reflektierte Licht ankommen. Mit Reflektoren, einem zweiten Blitz oder Dauerlicht auf der gegenüberliegenden Seite müssen die Schatten, die durch die erste Lichtquelle entstehen im gewünschtem Maß gemindert, oder vermieden werden.
Mein Beispielfoto:
Das Foto ist unbearbeitet, so wie es aus der Kamera kommt. Es wurde für diesen Anschauungszweck freihändig aufgenommen. Zur Erzielung einer optimalen Schärfe der Schokolinsen in den Wassertropfen sollte möglichst ein Stativ genutzt werden. Hat man kein kleines Stativ zur Hand, kann das ganze Setup auf den Fußboden verlegt und ein normales Stativ darüber platziert werden. Fotografiert wurde senkrecht
Ich habe sehr viel Spaß bei der Arbeit gehabt und verschieden Motive ausprobiert. Neben den gezeigten Schokolinsen, die mittlerweile völlig "verdunstet" sind, waren es Blumen und Taschenuhren. Die Taschenuhren erwiesen sich bisher als schwierig. Das Glas und auch das Zifferblatt reflektieren unerwünscht. Hier will ich noch mit einem Pol-Filter ran und hoffe, dass es damit besser wird.
Zuletzt: Der Abstand meiner Glasschale zu den Wassertropfen betrug ca. 20 cm, der natürlich, je nach Motiv, anzupassen ist. Auch mit der Lichtmenge und der Lichtrichtung lässt sich spielen, so wie mit Blende, ISO-Wert, und Zeit.
Das Tolle ist, dass mit den häuslichen Materialen gearbeitet werden kann, ohne teures Equipment.
Gruß
Harald