Nachbesprechung "Rot"

[harald13114]

Hallo,

wie ich schon in meinem letzten Beitrag zum Monatsthema erwähnt habe, war ich von der Fülle der Ideen und von den eingestellten Ergebnissen sehr angetan. Das hat mich auch dazu verleitet, über meine Selbstbeschränkung auf drei "Danke" hinaus, ein viertes zu vergeben. Hier will ich dabei nicht so sehr auf die tollen Fotos von Hans (@halei) und Werner (@rider) eingehen, die mit mir auf dem Treppchen gelandet sind. Beide haben ihre Idee sehr schön präsentiert.

Daneben war für mich aber auch das Bild unseres Admin Jörg ein Favorit. Ein mutiges, aber sehr passendes, Hochformat mit knalligen Farben und einem scharfen Kontrast scharf/unscharf. Dabei findet sich die ovale Form der dominanten roten Blüte im zarten Grün des Hintergrundes wieder. Einfach und klasse - mir gefällt das Bild außerordentlich. Jörg hat für mein Empfinden nur einen, sehr schwerwiegenden, Fehler gemacht. Bei der Präsentation schreibt er: "... das Bild ist kein Burner aus meiner Sicht" und baut damit eine "Danke"-Bremse ein.

Auch das Foto von Rainer (@Rai_Wil) gefiel mir gut. Ein sehr dynamische Szene, die einzige im Wettbewerb. Die Vignette allerdings, sie soll ja das Motiv hervorheben, ist hier deutlich zu stark ausgefallen. Nur eine leichte Vignette hätte völlig ausgereicht.

Das Foto von Fred (@Fred) ist schwierig. Im Gegensatz zum Wagenrennen von Rainer, bei dem die Körperhaltung der Gespannfahrer und der Pferde, sowie das aufspritzende Wasser die Dynamik der Bewegung anzeigen, oder dem Kraftfahrzeugen von Werner, deren Bremslichter und das Rotlicht der Ampel eine Unterbrechung der Fahrdynamik verdeutlichen, ist bei dem Gleitschirm nichts von der vorhandenen Bewegung erkennbar. Ein sehr ruhiges Bild, aber auch ein etwas langweiliges. Die erkennbare Vignettierung am Rand des Fotos erscheint mir nicht gewollt, sondern beruht vermutlich auf einer fehlenden Objektivkorrektur?

Utes Foto @Ammerland) ist gemein! Da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen, meine Lieblingstorte. Schöne, kräftige Farben und ein tolles Motiv. Das Foto ist unterbewertet, wie ich finde. Es kippt aber etwas nach links und die Personen im Hintergrund sind noch zu gut erkennbar und stören etwas. Dafür ist die Vorderseite des Kuchenstückes unscharf. Ein Verlegung des Schärfepunktes nach vorne und etwas gerade ausrichten, dazu die weiße Serviette rechts vom Teller entfernen, ich denke das gäbe einige zusätzliche "Danke".

Die Fotos von Ekkard (@Kardek) und Susanne (@BlackLily) gingen meines Erachtens mit einem Nachteil ins Rennen. Insekten, gerade Spinnen und Fliegen, finden viele ekelig oder haben Angst davor und sehen sie ungern an. Das ist zumindest meine Erfahrung. Ich finde Insekten sehr sehenswert, auch diese beide Arten. Das Susanne trotzdem fünf "Danke" bekommen hat, zeigt die gute Qualität des Fotos. Da gibt es nichts zu meckern.
Die Spinne von Ekkard auf der roten Blüte ist mir aber zu weit rechts, im Abseits. Ich hätte die Blüte deutlich nach links oben, noch über die Bildmitte hinaus angesiedelt. Der störende Ast unten links müsste, wenn dann immer noch im Bild, weggestempelt werden. Die Blüte selbst hätte ich noch ordentlich geputzt. Die weißen Partikel sind für uns auf der kleinen Blüte meist nicht erkennbar. Erst wenn man sehr nahe an die Blüte herangeht, oder bei einer Makroaufnahme, werden sie sichtbar und wirken dann störend.

Gruß

Harald

[rider]

Hallo zusammen!

Ich erinnere mich, als wir zum letzten Mal eine Farbe als Thema hatten: das war "Gelb". Damals sind wir beinahe ertrunken in gelben Blüten - bzw. Pflanzen im allgemeinen. Diesmal, bei "Rot", war die Motivwahl schon bedeutend differenzierter. An sich ist das ja ein gutes Zeichen - und spricht die für Fantasie der Teilnehmer.

Dennoch macht die Verschiedenheit der Motive einen Vergleich der einzelnen Beiträge untereinander schwieriger. Anders als etwa bei einem Thema "Blüten" brauchen die Motive ja nicht in ihrer Wesensart übereinstimmen, sondern nur in einem Erscheinungsmerkmal - in der Farbe nämlich. Wie kann ich also Bilder vergleichen, die Motive darstellen, welche bloß (mehr oder minder) die gleiche Farbe haben sollen? (Ich weiß, dass diese Situation ähnlich auch in vielen anderen Themenstellungen gegeben ist, die wir in letzter Zeit hatten, aber aktuell geht es eben um die Farbe Rot.) Ich erinnere daran, dass in der Erklärung zum Thema folgender Satz zu lesen war: "Die Farbe Rot muss aber in dem Bild eine wesentliche Rolle spielen." Ich denke, das ist ein wichtiger Hinweis, obwohl es sich nach meiner Auffassung von selbst versteht, dass das thematisierte Motiv, oder - wie in diesem Fall - das thematisierte Motivattribut eine wichtige Rolle im Bild zu spielen hat.

Nach meiner Meinung ist das so zu verstehen, dass es nicht reicht, dass bloß irgendetwas im Bild rot ist, sondern dass die Tatsache, dass ein Teil des Bildes rot ist, einen wichtigen Beitrag zum Verstehen des Bildes leistet - oder auch einen - an sich vorhandenen - Verständnisfaktor hervorhebt, das heißt verdeutlicht. Möglicherweise könnte die Farbe auch in anderer Hinsicht "eine wesentliche Rolle" spielen, aber auf die Schnelle fallen mir nur diese beiden Rollenbilder ein.

Womit lässt sich aber die Farbe Rot in Verbindung bringen? Mir fällt ganz spontan ein, dass auf der RAL-Skala der Farbton RAL 3001 auch die Bezeichnung "Signalrot" trägt. Das ist eine ganz wesentliche Funktion von Rot: die Signalfunktion - und zwar weit über die Bereiche hinaus, die eine industriell gefertigte Druckfarbe abdeckt; und auch schon lange bevor es Druckfarben überhaupt gab. Blüten senden mit ihrer roten Farbe Signale an Insekten, rote Lippen, aber auch Erdbeeren senden sinnliche Signale und Verkehrsschilder mit rotem Rand senden Warnsignale an die Verkehrsteilnehmer. Natürlich kann Rot auch etwas anderes ausdrücken: Wut etwa; oder es kann Feuer und Wärme symbolisieren, soferne es ein sehr warmes Rot ist. Mir scheint aber, dass diese Assoziationen viel schwächer ausgeprägt sind als jene mit Signalwirkungen in jeder möglichen Spielart.

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle auf einige Beiträge im Detail eingehen und das Ganze dann selbst posten. Aber leider bin ich ein wenig langsam - und so ist mir Harald (@harald13114) zuvorgekommen. Das macht aber nichts, denn er hat mir mit seinen Besprechungen schon etwas vorgelegt, worauf ich jetzt reagieren kann.

Zunächst aber etwas anderes: Harald hat sein eigenes Bild natürlich nicht besprochen, obwohl sich gerade dieses Bild eine ausführliche Besprechung verdient hätte. Gerne hätte ich eine solche an dieser Stelle abgeliefert, aber das Bild ist so ungewöhnlich und gleichzeitig so überzeugend, dass es mir sehr schwer fällt, die richtigen Worte zu finden, die dem spontanen Eindruck gerecht werden, der entsteht, wenn man das Bild zum ersten Mal öffnet. Wenn ich es in näherer Zukunft doch noch irgendwie fertig bringe, hole ich die Besprechung in diesem Forum nach. Hier sage ich nur soviel, dass ich beim ersten Öffnen des Bildes sicher war, dass ich soeben das Bild gesehen habe, welches das höchstbewertete sein wird. Nochmals Gratulation, Harald!

Ich möchte mit Bezug auf Haralds Bild auf noch etwas hinweisen: Wir hätten dieses Bild im Monatsthema nie zu sehen bekommen, wenn wir nicht auch Archivbilder zuließen. Diese spezielle Bildklasse möchte ich insgesamt als "glückliche Funde" bezeichnen, weil diese Bilder mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Bezug zum Thema entstanden sind, aber dennoch haargenau passen. Die wahre Leistung des Fotografen ist hier weniger auf technischem Gebiet zu suchen, sondern eher im fotografischen Sehen (beim Fotografieren) und später auch beim kritischen Beurteilen der Relevanz des Bildes für das Thema. Beides, das fotografische Sehen und das kritische Urteil sind Fähigkeiten, die etwa auf dem gleichen - und zwar auf einem sehr hohen - Niveau fotografischen Könnens liegen. In einem uralten Film über Edward Weston habe ich einen Satz gehört, der hier genau passt: "Das wichtigste Werkzeug des Fotografen ist nicht seine Kamera, sondern sein Auge." Der Fotograf erbringt also eine genauso hochwertige Leistung, wenn er das richtige - und nur das richtige - Bild aus dem Archiv auswählt, wie wenn er mit einer geplanten Fotografie das Thema punktgenau trifft.

Solche "glücklichen Funde" gibt es - zwar nicht jeden Monat - aber immer wieder auch im Monatsthema zu sehen und meiner Meinung nach sind sie eine Bereicherung. Ich würde ungern darauf verzichten, obwohl es mir ebenso wichtig ist, dass ausreichend Zeit und Gelegenheit dazu bleibt, unmittelbar für das Monatsthema zu fotografieren, schon um die Chancen für jene Teilnehmer einigermaßen auszugleichen, die auf kein wohlbestücktes Archiv zurückgreifen können.

Ich darf jetzt auf einige weitere Beiträge eingehen, die Harald auch schon besprochen hat:

Auch das Foto von Rainer (@Rai_Wil) gefiel mir gut. Ein sehr dynamische Szene, die einzige im Wettbewerb. Die Vignette allerdings, sie soll ja das Motiv hervorheben, ist hier deutlich zu stark ausgefallen. Nur eine leichte Vignette hätte völlig ausgereicht.

In der Tat: Ich hätte das Bild auch als eine sehr ansprechende, dynamische Action-Szene gesehen. Für mich war das Bild eine Reminiszenz an den Uralt-Film "Ben Hur" mit Charlton Heston, den ich gesehen habe, als ich fast noch ein Kind war. Da gab es gegen Schluss auch ein Wagenrennen als Spektakel. Auch wenn im Detail natürlich vieles anders war, so kommt diese Arena-Stimmung auch in Rainers Bild auf. Das ganze Gespann ist genau im passenden Moment der Richtungsumkehr erwischt. Ob es die Dynamik gesteigert hätte, wenn noch Wischeffekte etwa bei den Speichen oder beim aufspritzenden Wasser zu sehen gewesen wären, darüber könnte man diskutieren, aber ich finde auch diese eingefrorenen Wasserspritzer durchaus action-tauglich.

Die Vignette, auch eine eventuelle leichtere Ausführung, finde ich hingegen völlig überflüssig. Speziell im unteren Bereich verundeutlicht sie vieles, was die Aktion ausmacht. Das Motiv braucht nicht hervorgehoben zu werden, es dominiert ohnehin die Szene.

An dieser Stelle komme ich noch einmal zurück auf das schon eingangs Geschriebene: Die Themenstellung lässt eine Vielzahl an verschiedenen Motivbereichen zu. Die Schwierigkeit besteht darin, so unterschiedliche Motive miteinander zu vergleichen - und wir haben hinsichtlich der Erfüllung des Themas nur ein wirkliches Beurteilungskriterium: "Die Farbe Rot muss aber in dem Bild eine wesentliche Rolle spielen."

Jetzt muss ich mich fragen, welche wesentliche Rolle die Farbe Rot in Rainers Bild spielt. Dass die Jacken und ein Teil des Wagens rot sind, erfüllt das schon den Sachverhalt einer "wesentlichen Rolle"? Würde diese Action-Szene wesentlich verändert, wenn diese Objekte tannengrün oder erdbraun wären? Nach meinem Verständnis würde sich kaum etwas ändern, denn die dargestellte Aktion ist so dominant, dass die Farbe der Jacken sekundär ist.

Für mich sieht es eher so aus, als wäre die Vignette dazu da, die Aufmerksamkeit auf die roten Jacken und weg von der dominierenden Aktion zu lenken. Was dabei herauskommt, überzeugt jedoch nicht als Bild, in welchem die Farbe Rot eine wesentliche Rolle spielt und als Action-Bild wird es durch die Vignette schwer beeinträchtigt. Aus meiner Sicht ist das Bild für die Themenstellung einfach die falsche Wahl und den Versuch, es durch die Vignette darauf hin zu trimmen, sehe ich als gescheitert an.

So etwas ist leider die Kehrseite der Archivbilder, die dadurch bei manchen in Verruf kommen. Ich selbst würde sie deswegen nicht verbieten (auch wenn mir die Entscheidung darüber zustünde), aber ich würde alle bitten, beim Griff ins Archiv darauf zu achten, dass das Bild das Thema trifft und nicht daran vorbeischießt, auch nicht mit noch so viel Aktion.

Ich muss das, was ich zu Rainers Bild geschrieben habe, in zweifacher Hinsicht etwas relativieren:

• Ich habe schon viele sehr gute Bilder von Rainer gesehen. Seine fotografischen Fähigkeiten stehen daher für mich außer Frage und ich bin sicher, dass er das Zeug hat, exzellente Beiträge zum Monatsthema einzustellen, was er auch schon bewiesen hat.
• Solche Archiv-Fehlgriffe passieren auch mir. Daher beziehe ich meine letzte Bitte auch auf mich selbst.

Bevor ich zu den nächsten Beiträgen komme, ein kleiner Exkurs: Harald (@harald13114) hat irgendwann letztes Jahr die Teilnehmer, die beinahe alle Beiträge bewerten und auch jene, die nur ein Bild bewerten, dazu aufgerufen, die Praxis der Danke-Vergabe etwas auszugleichen, weil beides nach seinem Ermessen keinen Sinn macht. Da ich zu letzteren gehört habe, habe ich mich nach anfänglichem Widerstreben doch dazu entschlossen, nach Möglichkeit drei Bilder zu bewerten. Das habe ich auch diesmal versucht, aber eindeutig war für mich nur Haralds Bild. In der zweiten Linie standen für mich drei Bilder, die ich nicht als unbedingt dankewürdig einschätze, die aber dennoch aus meiner Sicht das Thema erfüllen, obwohl es auch merkbare Schwächen gibt. Ich musste also - um die drei Bewertungen, die ich mir vorgenommen hatte, zu erfüllen - zusätzlich zu Haralds Bild - aus drei Bildern zwei weitere auswählen. Leider war das nicht so einfach. Egal, welche zwei ich ins Auge fasste, das dritte blieb nach meinem Gefühl zu Unrecht unberücksichtigt. So kam es schließlich zu einer salomonischen Lösung: Ich bewertete alle drei, zusammen mit Haralds Beitrag also insgesamt vier. Den Unterschied, den ich dennoch zwischen Haralds Bild und den drei anderen sehe, kann ich allerdings in den Bewertungsmodalitäten nicht sichtbar machen.

Es handelt sich um die Bilder von Fred (@Fred), Ute (@Ammerland) und Ekkard (@Kardek). Alle Beiträge hat auch Harald angesprochen, daher kann ich nun darauf reagieren:

Das Foto von Fred (@Fred) ist schwierig. Im Gegensatz zum Wagenrennen von Rainer, bei dem die Körperhaltung der Gespannfahrer und der Pferde, sowie das aufspritzende Wasser die Dynamik der Bewegung anzeigen, oder dem Kraftfahrzeugen von Werner, deren Bremslichter und das Rotlicht der Ampel eine Unterbrechung der Fahrdynamik verdeutlichen, ist bei dem Gleitschirm nichts von der vorhandenen Bewegung erkennbar. Ein sehr ruhiges Bild, aber auch ein etwas langweiliges. Die erkennbare Vignettierung am Rand des Fotos erscheint mir nicht gewollt, sondern beruht vermutlich auf einer fehlenden Objektivkorrektur?

Ein kurzes Wort zur Vignettierung: Wenn Du eine einfarbige Fläche aufnimmst, dann vignettiert so gut wie jedes Objektiv sichtbar - trotz aller Korrektur. Eine solche kann die Vignettierung bestenfalls verringern, aber niemals verhindern. In jedem Fall liegt die Ursache dafür beim Objektiv, aber meines Erachtens wird der Bildeindruck dadurch auch nicht beeinträchtigt, auch wenn - wahrscheinlich - die Vignettierung durch Anziehen von Kontrast und/oder Sättigung zusätzlich verstärkt worden ist.

Dass Rainers Bild um vieles dynamischer ist als Freds, ist unbestritten - aber wie relevant ist diese Tatsache, wenn das Thema "Rot" heißt? Aus dieser Sicht hat für mich Freds Bild den Vorteil, dass kaum etwas vom Rot des Gleitschirms ablenkt. Ein Nachteil des Bildes ist, dass die Signalwirkung der Farbe Rot aufgrund ungünstiger Lichtverhältnisse nicht so dominant in Erscheinung tritt, dass das Bild überzeugend ein "Hoppla, jetzt komm ich!" vermitteln könnte. Das bleibt eher etwas verhalten. Und vielleicht könnte der Gleitschirm auch noch einen Hauch tiefer im Bild sitzen. Da bin ich mir nicht sicher.

Utes Foto @Ammerland) ist gemein! Da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen, meine Lieblingstorte. Schöne, kräftige Farben und ein tolles Motiv. Das Foto ist unterbewertet, wie ich finde. Es kippt aber etwas nach links und die Personen im Hintergrund sind noch zu gut erkennbar und stören etwas. Dafür ist die Vorderseite des Kuchenstückes unscharf. Ein Verlegung des Schärfepunktes nach vorne und etwas gerade ausrichten, dazu die weiße Serviette rechts vom Teller entfernen, ich denke das gäbe einige zusätzliche "Danke".

Ja, auch mir ist im Mund das Wasser zusammengelaufen. Das hat den Grund, dass das Schärfemaximum genau an der Stelle liegt, wo die Erdbeeren am gschmackigsten sind. Die Vordergrundunschärfe ist minimal und - wenn man nicht nach dem Lehrbuch urteilt - zu vernachlässigen.

Der einzige wirkliche Beeinträchtigungsfaktor ist der unruhige Hintergrund. Beides, die leichte Unschärfe im Vordergrund und der unruhige Hintergrund weisen, so wie ich die Situation einschätze, auf das Dilemma bei der Aufnahme hin. Ute hat mit Blendenautomatik fotografiert, das heißt, sie hat Blende 4 bewusst und mit Bedacht gewählt. Eine weitere Blendenöffnung hätte den Hintergrund etwas unschärfer werden lassen, aber auch den Vordergrund - und das könnte dann doch etwas zu viel gewesen sein. Weiter abblenden hätte einen scharfen Vordergrund garantiert, allerdings wäre auch der Hintergrund noch deutlicher sichtbar geworden.

Meiner Einschätzung nach bringen solche kleinen Korrekturen entweder bei der Blende oder bei der Entfernungseinstellung bei 10 Millimeter Brennweite so gut wie nichts. Die einzige praxisnahe Lösung wäre es, die Torte schnappen und einen Platz suchen mit einem ruhigeren Hintergrund und dort fotografieren - und dann die Torte sofort aufessen, denn genau das ist das Signal der Erdbeeren: "Iss mich!"

Die Spinne von Ekkard auf der roten Blüte ist mir aber zu weit rechts, im Abseits. Ich hätte die Blüte deutlich nach links oben, noch über die Bildmitte hinaus angesiedelt. Der störende Ast unten links müsste, wenn dann immer noch im Bild, weggestempelt werden. Die Blüte selbst hätte ich noch ordentlich geputzt. Die weißen Partikel sind für uns auf der kleinen Blüte meist nicht erkennbar. Erst wenn man sehr nahe an die Blüte herangeht, oder bei einer Makroaufnahme, werden sie sichtbar und wirken dann störend.

Ich hätte die Blüte nicht verschoben, sondern größer dargestellt. Ich habe es mit einem Ausschnitt versucht und damit lässt sich die Blüte mit der Spinne prominent ins Bild setzen. Besser wäre es gewesen, diesen Ausschnitt schon bei der Aufnahme zu wählen. Der Ast links unten, den ich auch als ablenkend empfinde, verschwindet dabei völlig - ohne zu stempeln.

Die Idee, dass die kleine Spinne sich die Signalwirkung der roten Blüte zunutze macht, um unter den solcherart angelockten Insekten fette Beute zu machen, gefällt mir sehr gut, nur hätte sie, nach meinem Dafürhalten, noch etwas überzeugender dargestellt werden können.

Dass sich Entomophobie, bzw. Arachnophobie auch auf Insekten- und Spinnenbilder erstreckt, glaube ich nicht. Auf anderen Plattformen sind oft massenweise Insekten- und Spinnenbilder von sehr hoher Qualität zu sehen, die alle enormen Zulauf haben.

Gruß Werner

[Ammerland]

Hallo zusammen,

zu den einzelnen Bilder ist ja schon einiges gesagt worden. Ich möchte noch etwas zum Thema sagen.

Die Farbe Rot muss aber in dem Bild eine wesentliche Rolle spielen.

Meine Interpretation dieses Satzes ging gar nicht so weit wie die von @rider. Wesentlich bedeutete für mich, dass die Farbe Rot auch insofern bildbestimmend sein sollte, als dass sie einen gewissen Raum im Verhältnis zu anderen Farben einnahm. Also nicht nur zwei rote Punkte zwischen ganz viel Grün/Braun. Mit diesen Gedanken hatte ich schon sehr früh meine Erdbeertorte ausgesucht. Das Bild z.B. von @harald13114 fand ich zwar toll, aber nicht unbedingt zum Thema passend.

Erst im Laufe der Wochen und der Fotos, die eingestellt wurden, begann ich meine Interpretation zu hinterfragen. Die Beschreibung des Themas mehrfach gelesen, nicht reduziert auf den einen Satz, die Rolle der Farben bei der Lenkung der Aufmerksamkeit, Hervorhebung von Details etc. zu beachten. Dann erscheint der oben zitierte Satz in einem anderen Licht.

Ich habe mich gefragt, was zieht mich/meinen Blick bei dem jeweiligen Bild an? Macht es die Farbe Rot aus? Ist es nicht einfach das Bild an sich, das ohnehin gefällt, ob rot oder nicht rot? Ist es nicht eher Zufall, dass auch die Farbe dabei ist? Schwierig. Und meine Erdbeertorte wäre dabei vielleicht auch rausgefallen !
Das Foto von @Kardek gehörte für mich dazu. Die Spinne war es, die nur zufällig in einer roten Blüte saß. Die Beschreibung des Fotos lenkte das Augenmerk zusätzlich auf die Spinne als eigentlichen Blickfang.

Die Erdbeertorte, da sie hier besprochen wurde:
Das Foto ist nicht beschnitten. Gerade ausrichten geht also eher nicht, wobei mir der Linksabfall bisher gar nicht so bewusst war. Ich erinnere mich, dass ich die Blume noch verrückt habe, damit sie meinen Mann noch etwas verdeckt. Wahrscheinlich habe ich sogar aus irgendeinem Grund den Aschenbecher dahin gestellt, wo er steht. Mein Mann ist Nichtraucher und hätte das Ding sonst schnell woanders hin geschoben.
Die Schärfe liegt grundsätzlich so, wie ich sie haben wollte. Leichte Unschärfe im Vordergrund mit Schärfeverlauf auf den Erdbeeren. Richtig, der Hintergrund könnte unschärfer sein, aber man kann nicht alles haben.

Ach ja, wer mal nach St.Peter-Ording kommt sollte das Schweizer Haus in Tating besuchen. Da gibt es zu zivilen Preisen nicht nur diesen leckeren Erdbeerkuchen .

Gruß
Ute

[rider]

Hallo zusammen!

Die Farbe Rot muss aber in dem Bild eine wesentliche Rolle spielen.

Meine Interpretation dieses Satzes ging gar nicht so weit wie die von @rider. Wesentlich bedeutete für mich, dass die Farbe Rot auch insofern bildbestimmend sein sollte, als dass sie einen gewissen Raum im Verhältnis zu anderen Farben einnahm. Also nicht nur zwei rote Punkte zwischen ganz viel Grün/Braun.

"Wesentlich" bedeutet den Bezug auf das Wesen einer Sache. Das Gegenteil dazu wäre der Bezug auf deren Gestalt. Aber abgesehen davon hat Ute (@Ammerland) insofern recht, als ich mich zu sehr konzentriert habe auf die Funktionalität der Farbe Rot (in welcher sich allerdings ihr Wesen ausdrückt) und ihre optische Wirkung im Ganzen der (Bild-)Erscheinung etwas vernachlässigt habe. Ein Aspekt dabei ist sicher, wieviel Fläche die Farbe Rot im Gesamtbild einnimmt. Aber ich glaube, dass auch nur wenig Rot optische Wirkung entfalten kann, wenn die Farbigkeit der Umgebung entsprechend verhalten ist, beziehungsweise auch wenn ein deutlicher Helligkeitsunterschied besteht.

Nachdem man hier auch Bilder hochladen darf, möchte ich dafür ein Beispiel geben - vielleicht wirkt dann alles dann etwas weniger theoretisch. Das Bild war ein Kandidat für das Monatsthema (aus dem Archiv):

Exif-Daten

Brennweite: 300 mm

Belichtungszeit: 1/250 Sek

Blende: F/5.6

ISO-Empfindlichkeit: 100

Weißabgleich: Automatisch

Blitz: Blitz wurde nicht ausgelöst, Blitz unterdrücken-Modus

Kamera-Modell: Canon EOS 5D

Belichtungsprogramm: Normal-Programm

Belichtungskorrektur: 0 LW

Belichtungs- Messmethode: Multi-Segment

---

Obwohl das Rot hier flächenmäßig nur einen kleinen Teil des Bildes einnimmt, würde ich behaupten, dass es als Farbe stark präsent ist. Und hier erfüllt es auch die Signalfunktion. Trotzdem war es mir letztlich zu schwach (in seinem Inhalt), aber immerhin hat es mich auf die Idee für meinen tatsächlichen Themenbeitrag gebracht.

Ich glaube also, dass die optische Präsenz von Rot im Bild wichtig ist, wie es Ute schreibt, was bedeuten kann, dass es einen großen Teil der Bildfläche einnimmt, aber auch, dass es auf andere Weise die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ginge es nur um die Fläche, so hätte wohl der die Nase vorn, der eine einfarbig rote Fläche abliefert. (Ich weiß schon, dass das so nicht gemeint war.)

Es ist wohl beides nötig: Rot muss im Bild (auf die eine oder die andere Weise) stark präsent sein und es muss im Bild eine bedeutungstragende Funktion erfüllen.

Erst im Laufe der Wochen und der Fotos, die eingestellt wurden, begann ich meine Interpretation zu hinterfragen. Die Beschreibung des Themas mehrfach gelesen, nicht reduziert auf den einen Satz, die Rolle der Farben bei der Lenkung der Aufmerksamkeit, Hervorhebung von Details etc. zu beachten. Dann erscheint der oben zitierte Satz in einem anderen Licht.

Wenn man die Erklärung, so wie ich es getan habe, auf einen Satz reduziert, dann ist das natürlich zugespitzt, aber dieser Satz ist hinsichtlich der Themenstellung der einzige Hinweis auf eine Vergleichsmöglichkeit zwischen so unterschiedlichen Motiven wie etwa zwischen einem Gleitschirm und dem Auge einer Fliege.

Ich habe mich gefragt, was zieht mich/meinen Blick bei dem jeweiligen Bild an? Macht es die Farbe Rot aus? Ist es nicht einfach das Bild an sich, das ohnehin gefällt, ob rot oder nicht rot? Ist es nicht eher Zufall, dass auch die Farbe dabei ist?

Wenn man die Erfüllung des Themas sehr großzügig sieht und sagt, dass die Minimalanforderung erfüllt sei, sobald irgendetwas Rotes im Bild zu sehen sei, dann sind die Antworten auf Utes Fragen der Aufschluss darüber, ob die Minimalanforderungen übertroffen werden, beziehungsweise ob das Bild hinsichtlich des Themas auch überzeugen kann. Meines Erachtens ist die Entscheidung darüber, ob ein Bild einem Thema voll entspricht oder dieses gewissermaßen nur an der Oberfläche streift in einem Themenwettbewerb unbedingt vorrangig zu sehen gegenüber weiteren Beurteilungen, wie Bildaufbau, Ausgewogenheit, Aufteilung etc. Nur so kann ein Themenwettbewerb Sinn machen.

Gruß Werner

[George]

Hallo,

das ist eine wirklich tief gehende und interessante Diskussion hier. Auch wenn mir leider die Zeit (und ein bisschen auch der Sachvestand) fehlt, selbst inhaltlich tief einzusteigen, vielen Dank dafür!

H Jörg hat für mein Empfinden nur einen, sehr schwerwiegenden, Fehler gemacht. Bei der Präsentation schreibt er: "... das Bild ist kein Burner aus meiner Sicht" und baut damit eine "Danke"-Bremse ein.

Da hast Du bestimmt recht, Harald!

Meine persönlichen Favoriten waren auf dem Treppchen, wunderbar! Mein Top-Bild war die "Lady in red". Wir hier schon erwähnt, es muss nicht viel Rot im Bild sein, aber es muss irgendwie "wichtig" für das Bild sein Das war für mich hier der Fall, denn das Rot des Kleids zieht den Blick direkt auf die ansonsten ja nicht sehr prominent platzierte Frau. Das "Mobilitätsbild" von Werner fand ich auch sehr stark,wenig Rot mit viel Wirkung.

Die Erdbeertorte ist wirklich lecker abgebildet, hier war mir der Hintergrund aber zu unruhig.

Hans' Tomatenbild ist ein wenig "verrückt", aber auch deswegen hat es ein "Danke" von mir bekommen.

Bei Rainer fand ich bei einem an sich guten Bild die starke Vignette störend.

Freds Bild ist auch (einfach) schön, war mir ein wenig zu unspektakulär und das Rot nicht wirklich "wichtig" (wie bei meinem Bild auch).

Ekkards Spinne fand ich auch nicht schlecht, da fehlte mir so ein bisschen der "Hingucker" (die Spinne ist so klein).

Susannes Fliege ist eine gute Aufnahme, hat es bei mir nur knapp nicht in die Top 3 geschafft. Auch wenn das vielleicht gegen die Grundsätze der Naturfotografie geht, ich hätte die Augen roter gemacht



Viele Grüße....Jörg

[rider]

Hallo Jörg,

vielen Dank für Deine Reaktion und willkommen in den "Nachbesprechungen"!

Dass Dir die Zeit fehlt, bedaure ich, aber dass es Dir an Sachverstand mangelt, glaube ich Dir nicht. Es ist gar nichts Schwieriges dabei, die Fragen so zu stellen, wie es Ute (@Ammerland) beschreibt:

Ich habe mich gefragt, was zieht mich/meinen Blick bei dem jeweiligen Bild an? Macht es die Farbe Rot aus? Ist es nicht einfach das Bild an sich, das ohnehin gefällt, ob rot oder nicht rot? Ist es nicht eher Zufall, dass auch die Farbe dabei ist?

Trotzdem vielen Dank für Deine Einschätzungen.

Was Dein Bild betrifft: Mich hat es etwas traurig gemacht, wie Du es präsentierst. Ich hätte hinter einer solchen Beschreibung keinen begeisterten - oder wenigstens motivierten - Fotografen erwartet. Ein Gast, der eventuell mit dem Gedanken spielt, hier mitzumachen, wäre durch solche Worte sicher nicht ermuntert worden.

Aber das war nicht der Grund, warum Dein Bild von mir kein "Danke" bekommen hat. Ich versuche, jeden Text zu den Bildern möglichst auszublenden, weil ja das Bild an sich sprechen soll. Ich finde, Dein Bild ist geradezu poetisch und getragen von einer zarten Melancholie, wozu auch die Tautropfen perfekt passen. Diese Stimmung stört nicht einmal das Rot, obwohl Rot an sich eine sehr aktive, dynamische Farbe ist. Aber abgestimmt auf die Grundstimmung hätte vielleicht noch besser ein blasses Blau oder eventuell Violett gepasst. Ich hätte aber jederzeit auch in dieser Rottönung Dein Bild als sehr melancholisch-stimmungsvoll anerkannt, aber nicht, dass Du mir sagst: "Das Rot in diesem Bild trägt wesentlich zur Bildwirkung bei.", was Du indirekt tust, indem Du es mir als Beitrag zum Thema "Rot" präsentierst.

Natürlich kann ich mich auch irren und ich wünschte sehr, dass irgendjemand - am besten in diesem Forum - käme und mir plausibel erklärte, warum das Rot in diesem Bild "eine wesentliche Rolle" spielt. Nach meinem Verständnis ist das Rot in Deinem Bild durch die starke Verblassung in seinem eigentlichen Wesen eher behindert. Und nur in diesem Nicht-zur-Wirkung-Kommen kann es sich in die melancholische Stimmung einfügen.

Gruß Werner