Nachbesprechung "Rund"

[rider]

Hallo zusammen,

wir haben das erste Monatsthema in diesem Jahr abgeschlossen. Was sich dabei zeigt: Vieles ist rund auf dieser Welt! Jedenfalls ist eine große Vielfalt an Motiven eingestellt worden, was nicht bei jedem Thema der Fall war. Einerseits ist das natürlich erfeulich und andererseits erschwert es die Bewertung: Je unterschiedlicher die Motive sind, desto schwerer sind untereinander zu vergleichen. Die persönliche Sicht spielt in solchen Fällen eine große Rolle. Dementsprechend wird auch die Bewertung stark von persönlichen Vorlieben geprägt sein. Beim gerade abgeschlossenen Thema war es jedenfalls bei mir so. Ich halte auch die meisten Bilder, die ich nicht bewertet habe, für gelungen, manchmal auch für gut gelungen, aber es ist notwendig, beim Bewerten eine harte Grenze zu ziehen (zwischen "Danke" und kein "Danke"), obwohl diese harte Grenze eigentlich ein sanfter Verlauf ist.

Ich möchte zwei Bilder besonders ansprechen. Das erste stammt von Christa (@champerlaine). Sie zeigt uns mit ihrem Brückenbild etwas, das über eine reine Sachdarstellung hinausgeht. Der Brückenbogen bildet zusammen mit seiner Spiegelung eine geschlossene ovale Form, die zwar nicht kreisrund ist, aber dennoch die Themenvorgabe erfüllt. Bestechend finde ich, dass diese Form "gefunden" wurde, also nicht studiomäßig "konstruiert" worden ist - aber dennoch so deutlich ist, dass sie dem Betrachter ins Auge fällt.

Das zweite Bild hat uns Uwe (@Spiegelloser) gezeigt. Sein Bild besticht durch seine Komplexität, die dennoch nur aus einem Minimum an Objekten entsteht. Zu sehen ist nichts anderes als ein einzelner Ring, beleuchtet mit (vermutlich) nur einer einzigen stark gerichteten Lichtquelle von links. Dazu kommt noch ein glatter Untergrund, wahrscheinlich eine geschliffene und polierte Steinplatte. Mehr ist nicht nötig, um in einem Bild drei Manifestationen des Rings darzustellen, den Ring selbst, seinen langgezogenen Schatten und seine Spiegelung. Das ist durchaus komplex, obwohl das Bild sehr minimalistisch wirkt. Sehr aufschlussreich ist auch der dazugehörige Text: Er sagt uns, dass das Bild für sich selbst spricht (auf Klingonisch).

Beide Bilder (aber nicht nur diese) zeigen, dass eine fotografische Aufnahme im Kopf entsteht.

Gruß Werner

[harald13114]

Hallo,

es war schon einer guter Start in das Jahr 2021 mit 12 Bildern zum ersten Thema. Auch die Vielfalt an Ideen fand ich toll. Mir stachen dabei drei Bilder besonders ins Auge und wurden daher mit einem "Danke" bewertet.
Das Foto von Rainer, eine Detail-Abbildung eines Jemenchamäleons, erinnert mich an eine logarithmischen Spirale oder eine Goldenen Spirale (Fibonacci Spirale). Das quadratische Format als Gegensatz zum runden Motiv zu wählen, war ideal.
Auch zum Bild von Wolfgang fand ich sofort eine Assoziation, das Spiel 4'er Reihe, das meine Kinder und ich gerne gespielt haben. Den weißen und den blauen Deckel empfand ich als leichte Störung des Bildeindrucks. Insbesondere im weißen Deckel, da er sich an einer herausragenden Stelle befindet (Drittel-Regel, Fibonacci-Spirale), suchte ich vergeblich eine Bedeutung.
Utes Bild der Rocher-Kugeln habe mich ebenso sofort angesprochen, so dass es mein drittes "Danke" bekommen sollte. Die Umsetzung hat mich dann aber davon abgebracht. Ich habe den Eindruck, dass hier nur das Abbild einer Rocher-Kugel mehrfach in einen schwarzen Hintergrund kopiert wurde. Dabei gingen an den Überlappungen der Kugeln die Ränder verloren. Es ist keine genaue Abgrenzung mehr erkennbar, was den Eindruck des "Hineinkopierens" noch verstärkt. Auch das Verblassen der weiter entfernten Kugeln wirkt nicht stimmig und unnatürlich. Hier würde mich die Entstehung des Bildes sehr interessieren.
Mein drittes Danke bekam daher das Bild von Uwe, das von Beginn an zu meinen Favoriten zählte. Die minimalistische Schlichtheit fällt sofort auf. Keine Farben, nur eine einfache Form und etwas Licht. Dazu ein Text, der mit dem Bildinhalt korrespondiert, einfach und genial. Der Text ist ein Auszug aus dem Ringgedicht aus "Herr der Ringe" und in der "Schwarzen Sprache" gehalten.

Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,
ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul.

Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

Auch die übrigen Bilder waren durchweg beachtenswert und gut. Oftmals scheiterten sie, jedenfalls für meine Auswahl, nur an Details. So gefiel mir der Brückenbogen von Christa ausnehmend gut. Die Abschattung am oberen Bildrand hat mich aber abgeschreckt. Ähnliches gilt für das witzige Bild von Hans-Werner. Die hübsche und gut fotografierte Holzscheibenlokomotive verliert durch die Bearbeitung des Hintergrundes. Insbesondere die grünen Halos am Gerüst der Schaukel hinter der Lokomotive sind sehr störend. Auch wurden bei der Bearbeitung des Hintergrundes nicht alle Teile berücksichtigt (besonders gut zu sehen am zweiten Rauchfang der Lok).
Das Foto von Fred hat mich schon angesprochen, aber der Zuschnitt war nicht so mein Ding. Es wurde für mich nicht deutlich, was eigentlich gezeigt werden soll. Sicherlich das diffuse Pflanzengewirr im Bildzentrum. Die angeschnittene Karaffe lenkt meinen Blick aber ständig ab und stört. Dazu die weißen Reflektionen und die tiefschwarzen Ecken. Das Motiv selber finde ich interessant. Eines meiner Hobbys ist das Gerätetauchen. Das Motiv erinnert mich sehr stark an die Sicht unter Wasser.
Susannes Bildidee gefällt mir, wobei ich die Umsetzung etwas halbherzig finde. Im Gegensatz zu Freds Foto hätte ich enger beschnitten. Das Motiv ist ja offensichtlich das Auge. Rund wie eine Glaskugel, passt es ja auch sehr gut zum Thema. Es ist aber in dieser Form nur eine dunkle Kugel mit einer Spiegelung, die nicht erkennbar ist. Bei diesem Foto hätte ich versucht eine gut erkennbare Spiegelung in den Augapfel eizubauen. Ein blauer Himmel mit Wolken als Kontrast, oder eine im Farbton dem Fell ähnliche Wüstenlandschaft?
Weiter will ich gar nicht ins Detail gehen. Für die übrigen Bilder gilt, was für alle Teilnehmerfotos gilt. Es war nach meinem Geschmack kein schlechtes Foto im Rennen. Letztlich muss man sich entscheiden, welches ein "Danke" bekommt.

Gruß

Harald

[rider]

Hallo Harald,

danke für Deine Einschätzungen. Ich will denen nicht grundsätzlich widersprechen - vielfach decken sie sich auch mit meiner Sicht der Dinge - aber vielleicht ist es interessant, auch eine - wenn auch meist nur in Details - andere Wahrnehmung zur Sprache zu bringen.

Was Wolfgangs Bild betrifft, so hat mich wohl die blaue Tonne etwas gestört, die weiße aber finde ich sehr wichtig, um dem Auge Halt zu geben. Wären alle Tonnen einfärbig gewesen, hätte das Bild sicher an Ausdrucksstärke verloren. Assoziationen hatte ich keine. Bedeutung hat die weiße Tonne durch ihre formale Funktion als Blickfang. Sie muss nicht symbolhaft für irgendetwas stehen.

Ich bin auch ziemlich sicher, dass Utes Bild durch Mehrfachkopieren entstanden ist. Und ich habe auch festgestellt, dass die Abgrenzungen bei der Dreiergruppe nicht klar getrennt sind. Aber beides finde ich weder unerlässlich noch störend. Es dürfte schon beim ersten Hinsehen klar werden, dass hier gar nicht die Wiedergabe einer real existierenden Szenerie geplant war. Daher finde ich eigentlich Erwartungen einer realistischen Darstellung als Argument nicht tauglich. Die Idee der gleichsam im Raum schwebenden Schokokugeln scheint mir sehr erfrischend und die Umsetzung ohne grobe Mängel, wenn man nicht Realitätstreue zum Maßstab nimmt. Ungewöhnlich - was aber mit der Bewertung nichts zu tun hat - finde ich die Werte für ISO, Blende und Zeit. Auch deshalb würde ich auch gerne mehr über die Entstehung des Bildes erfahren.

Ich muss zugeben: Obwohl mir der Text zu Uwes Bild in gewisser Weise zu geordnet vorkam, um eine zufällige Zeichenanordnung zu sein, habe ich letztlich doch nicht daran geglaubt. Allerdings ist in meiner Ausgabe von "Der Herr der Ringe" das achtzeilige Ringgedicht nur in der deutschen Übersetzung angegeben. Dennoch steht daneben auch die Ringinschrift (die aus den zitierten zwei Zeilen des Ringgedichts besteht) in der "schwarzen Sprache" von Mordor, jedoch in einer Schrift, in welcher auch der Ring graviert ist, einer altertümlichen Elbenschrift (der ich nicht mächtig bin). Sucht man den Text im Internet, wird man sehr schnell fündig. Das habe ich schnell erkannt, nachdem ich Deine Replik auf Uwes Bild gelesen habe. Natürlich gibt diese Anspielung auf den "Einen Ring" der düsteren Grundstimmung in Uwes Bild eine erweiterte Bedeutung. Sonst habe ich, glaube ich, schon alles gesagt. Aber ich kann die Ringinschrift in den "originalen" Zeichen beisteuern:

Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,
ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul

Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,
ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul

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Der beanstandete dunkle obere Bereich in Christas Bild ist auch mir aufgefallen. Es wäre sicher eine Option, diesen Bereich aufzuhellen, aber eine deutliche Beeinträchtigung des Gesamteindrucks kann ich nicht feststellen. Daher ist das für mich kein Grund, das Bild nicht zu bewerten.

Bei Hans-Werners Bild wären die Schwierigkeiten mit dem nachträglichen Zurückdrängen des Hintergrunds überhaupt zu vermeiden gewesen, wenn er eine tiefere Aufnahmeposition eingenommen und den Ausschnitt knapper gehalten hätte. Ich denke, dass die Schrägsicht auf die Lok aus etwa der Höhe des Lokgesichts und die stärkere Einbeziehung der Räder rechts bei gleichzeitiger Beschneidung des linken Teils, im Sinne des Themas wesentlich besser überzeugt hätten. Dass dabei auch Teile des Rauchfangs abgeschnitten worden wären, spielt eigentlich keine Rolle. Die Lok wäre als solche erkennbar geblieben.

Gruß Werner

[Ammerland]

Hallo zusammen,

hier eine kurze Beschreibung über die Entstehung der Schokokugeln:

Ich hatte die Idee, eine Schokokugel aufgehängt am Griff meines Küchenoberschrankes pendeln zu lassen, Serienaufnahmen zu machen, und im Stapelmodus verrechnen zu lassen.
Als Ergebnis hoffte ich auf etwas ähnliches wie hier. Durch die Verrechnung sollte Überlagerng/Bewegung entstehen. Pustekuchen . Mit Schokokugeln klappt das nicht. Mit vielen Kugeln hatte ich nur einen undefinierbaren Haufen Gold. Ich habe etliche Versuche mit verschiedenen Anzahlen und Positionen von Kugeln gestartet. Das einzig brauchbare war die Dreiergruppe, die jetzt im Bild ist.

Ganz aufgeben wollte ich meine Idee nicht, von daher habt Ihr Recht. Die kleinen Kugeln sind reinkopiert. Und da war ich faul, was mich nachträglich ärgert. Es ist nur eine Kugel, ja. Aber durch das Pendeln sieht sie immer unterschiedlich aus. Ich hätte verschiedene Fotos nehmen sollen. Den Hintergrund habe ich dann noch einmal zusammengefasst und etwas verschoben und die Deckkraft reduziert, so dass die Schatten hinter den Kugeln entstanden sind.

Die Aufnahmedaten brauchte ich, weil ich die pendelnden Kugeln ohne Stativ aufgenommen habe. Bei normalem Deckenlicht in der Küche. Wahrscheinlich war das Licht der Dunstabzugshaube an. Hintergrund war schwarze Fotopappe.

Also alles ganz schlicht und einfach, ohne Studioausstattung.

Gruß
Ute

[champerlaine]

Hallo,
meine Glückwünsche habe ich bereits ausgesprochen. Es waren viele gute Ideen dabei. Und die Beteiligung auch vielversprechend. Hoffentlich bleibt es auch in den nächsten Monaten dabei.
Meine Aufnahme entstand auf einer kleinen Fahrradtour, die mich eigentlich nur bis zur Brücke und dann seitlich vorbei führen sollte. Der Brückenbogen und die Spiegelung gefielen mir so gut, dass ich sofort den Heimweg angetreten habe, die Kamera geholt und wieder zur Brücke fuhr.
Ich danke für die Beurteilung meiner Aufnahme. Den dunklen Bereich hätte ich noch aufhellen sollen, bin aber nicht auf die Idee gekommen.
Liebe Grüße von Christa

[Spiegelloser]

Guten Tag zusammen,

vielen Dank für die "extra Besprechung" meines Fotos.

Klingonisch - der war gut! Darauf trinke ich einen. Tee, Erl-Grey, heiß.

Die Lichtquelle war eine Nitecore SRT7GT auf niedrigste Stufe gedimmt. Fotografiert auf den grauen Granitfliesen im Badezimmer.

Zum Text selbst, ich fande dies einfach nur lustig, nicht mehr.

Liebe Grüße Uwe