Infrarotfotos haben schon so ihren eigenen Reiz finde ich, besonders so gut gemachte. Mich würde auch interessieren wie du gearbeitet hast: Per Infrarotfilter, mittels Software oder ganz anders?
Also dann möchte ich euch mal aufklären wie ich das so mache.
Ich nehme meine Nikon D70 weil die ich besonders gut dafür eignet (meine D90 geht auch, braucht aber deutlich längere Belichtungszeiten) und schraube die erst einmal auf mein Stativ. Dann zuerst das übliche, Motiv aussuchen, Ausschnitt wählen und alles durch den Sucher betrachten (oder Liveview wer's hat). Den Weißabgleich lasse ich meistens auf Automatik da ich Grundsätzlich in RAW fotografiere, das ist gerade bei IR-Fotos besser. Wenn mir das dann zusagt wird vorne mit spitzen Fingern der Infrarotfilter aufgeschraubt damit sich nichts verstellt. Die Kamera wird komplett manuell bedient, also die Blende wählen und, jetzt kommt ein Knackpunkt, die Belichtungszeit wählen. An die Belichtungszeit muss man sich ran tasten da das von der Sonneneinstrahlung, dem Motiv, der Kamera und dem Objektiv abhängt (ist zumindest meine Erfahrung). Dann mit Selbstauslöser oder Fernauslöser, und wenn möglich mit Spiegelvorauslösung, auslösen. Nach dem Belichten betrachten wir nun ein wunderbar superrotstichiges Foto. Keine Bange das muss so sein. Wir schauen etwas auf das Histogramm und bemerken das die Belichtung mit viel Glück und Erfahrung hin gehauen hat. Zur Sicherheit machen wir am Beginn unserer IR-Foto-Kariere noch ca. 50 Fotos von dem selben Motiv mit unterschiedlichen Belichtungszeiten um sicher zu gehen das da hinterher auch was übrig bleibt das wir verwenden können. Anmerkung: Die Belichtungszeit variiert sehr stark, Beispielsweise bei meiner D90 ca. 20-30 Sek das gleiche Motiv mit D70 ca. 1/4 - 1 Sek. Wenn dann so ca. die ersten 32 GB Speicherkarten voll sind setzen wir uns vor den PC der Probleme lösen kann die wir bis dahin nicht hatten . Fix die grausam roten Bilder auf die Festplatte übertragen, und dann geht die Arbeit so richtig los. Wir haben da ja bestimmt alle ein mehr oder weniger gutes Bearbeitungsprogramm auf dem Rechner, für die anstehende Arbeit reicht z.B. die Freeware RawTherapie. Als erstes Müssen wir den Weißabgleich ändern (theoretisch kann man das vorher in der Kamera, hat bei mir aber noch nie geklappt), dazu nehme ich immer die Option Graupunkt manuell setzen und klicke dann mit der Pipette auf ein grünes Blatt oder Gras im Bild. Schwupps jetzt schaut unser Bild schon ganz anders aus, insbesondere sollte jetzt grünes Gras oder grüne Blätter weiß erscheinen. Der Rest schaut immer noch merkwürdig aus, deshalb kommt jetzt das was einige nicht wissen. Wir müssen die Farbkanäle Blau und Rot gegeneinander tauschen, also im Rotkanal die Sättigung Rot auf 0% und Blau auf 100%, und im Blaukanal die Sättigung Rot auf 100% und Blau auf 0%. Danach haben wir ein tolles IR-Foto das wir gegebenenfalls etwas nachschnippeln, nachschärfen, den Kontrast anpassen also das übliche halt.
Das wäre die eine Möglichkeit, die andere besteht darin sich eine schöne neue Kamera zu kaufen, die von einer Spezialwerkstatt auseinander rupfen zu lassen (die tauschen dann den IR-Sperrfilter vor dem Sensor gegen einen IR-Filter in der Kamera) und dafür so ca. einen Hartz IV Regelsatz zu berappen. Dann allerdings kann man a) nur noch IR-Fotos damit machen aber b) die dann mit Belichtungszeiten von bis zu 1/4000 Sek.
Wie man sieht ist IR-Fotografie etwas für Leute die es nicht so richtig eilig haben, aber auch ein sehr spannender Zweig der Fotografie. Sehr interessant ist es auch Menschen so zu Fotografieren, allerdings sollten die es dann ebenfalls nicht eilig haben und länger stillhalten können. Spannend ist auch das manche Materialien total anders reagieren wie man es gewohnt ist. Als Beispiel komme ich da nochmal auf die Grünen Blätter zurück, das normale Licht wird ja so zurückgeworfen wie wir es als normal empfinden und dadurch erscheinen die Blätter grün. Infrarotes Licht wird aber besonders gut von dem Chlorophyll in den Blättern reflektiert, wodurch uns diese auf einem IR-Foto dann weiß erscheinen.
Wer noch Fragen hat (Technik, Bildbearbeitung oder Zubehör) immer her damit, ich teile meine Erfahrungen gerne mit euch wenn ich kann.
Gruß Postmanngoose
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Wer Rechtschreibfehler findet darf sie gerne behalten
Ich bin mir sicher, dass ich das schon mal gefragt habe, aber: Wie gehst du mit dem Problem des verschobenen Schärfepunkts um? Ich habe schon ein paar IR Bilder probiert, habe aber das riesige Problem, dass ich den Schärfepunkt nie richtig treffe. Durch die Farbverschiebung liegt der ja etwas weiter weg als der normale Schärfepunkt und ich musste bisher praktisch alle Bilder deshalb in die Tonne werfen.
Hm, da hab ich mir noch nie so richtig Gedanken drüber gemacht. Bei meiner D90 stelle ich ja alles vorher ein, schraube den IR-Filter auf und wenn ich dann auslöse fokussiert die erstaunlicherweise etwas nach. Und bei den Bildern mit der D70 habe ich so Pi mal Daumen auf die Hyperfocaldistanz scharf gestellt und ich vermute das durch die weitwinkelige Brennweite das auch ganz gut funktioniert hat. Auf alten Objektiven gibt es manchmal auch solch einen roten Punkt der anzeigt wie weit sich das bei IR-Aufnahmen so verschiebt.
Gruß Postmanngoose
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Wer Rechtschreibfehler findet darf sie gerne behalten
Hallo Markus, eine umfassende Erklärung. Vielen Dank dafür. Aber ich glaube, für mich ist das zu kompliziert. Das überlasse ich lieber den erfahrenen Fotografen. Herzlichen Dank und liebe Grüße von Christa
Für den Optimisten ist das Leben kein Problem, sondern bereits die Lösung. (Marcel Pagnol)